Wohnüberbauung Grünau /// Gemeinschaftsidee im Grossformat

Transkription Interview Frau C., W. und M.

Der erste Eindruck - Erinnerung an die Kindheit

C: von aussen, wie so alle denken, nein das ist eine Kaserne oder was weiss ich, aber... chinesische Mauer wird es auch genannt, aber wir haben immer gesagt: wir wohnen drin und schauen raus und das war auch der Eindruck der Besucher, wenn wir Besucher hatten: was, dort unten wohnt ihr. Von aussen sind sie erschrocken und wenn sie drinnen waren, fanden sie wow!

Wohnen in der “Generationenwohnung”

Ich bin im Jahre 2006 hier eingezogen und habe eigentlich von Anfang an diese Wohnung so benutzt, wie sie auch jetzt ist, mit diesen zwei Zimmern ist man da ja auch ein bisschen eingeschränkt. Aber ich kann auch erzählen über diese Wohnung, wie es früher war. Das ist ein bisschen eine Generationenwohnung von unserer Familie. Meine Patentante ist eingezogen im Jahr 1978 in diese Wohnung, als diese Siedlung 2 Jahre alt war. Da war dieser Essplatz, wo wir jetzt sitzen, noch abgetrennt durch eine Wand und eine Tür. Die Küche war dunkelbraun, so Mooreiche.
Meine Töchter waren eigentlich ein bisschen dagegen, das jetzt das Mami hier runterzieht. Sie fanden: eine Patentante hat bis zu ihrem Schlaganfall hier gewohnt, der Grossvater, bis er gestorben ist und die Mutter bis zum Altersheim, sie haben es wohl ein bisschen als Endstation für die eigene Mutter angeschaut. Und es sei so eine dunkle Wohnung und ich habe ihnen dann gesagt: nein, ihr werdet staunen, wir schauen, wie wir das umbauen können, so quasi eine Musterwohnung machen.
Es hat sich dann sehr zum Positiven verändert, dass kannst du vielleicht noch sagen, wie es für euch dann war.
W: Die Wohnung wirkt jetzt ganz anders als früher. Der Charakter der Wohnung: Vorher hat es so düster auf mich gewirkt, so kühl eher. Und jetzt, durch das es so lichtdurchflutet ist jetzt, wirkt es natürlich schon ganz anders. Freundlicher, offener.
C: Für mich stimmt es hier, ich konnte diese Wohnung so gestalten, wie ich das wollte. Ich habe immer gesagt, wenn ich innerhalb von dieser Siedlung umziehe, will ich in diese Wohnung und zwar einfach wegen diesen zwei, drei antiken Sachen, die ich wieder optimal stellen wollte, unter anderem auch diesen Tisch, der halt einfach seinen Platz braucht, vor allem, wenn man ihn gross macht und da zehn Personen ringsum sitzen können. Das hat es für mich ausgemacht.
In der Wohnung, das habe ich schon gesagt, am Morgen ist das der Lieblingsplatz zum Kaffee trinken und Zeitung lesen und am Abend zum Entspannen ist es dort auf dem Sofa.
Und draussen eigentlich nicht mehr so, seit eben das alles ein bisschen auseinander gefallen ist mit diesem engeren Kern, den man da hatte, und dadurch dass die Kinder grösser geworden sind. Sonst hatte man da vorne beim Sandhaufen einen Lieblingsplatz, wo man sich fast jeden Abend bei schönem Wetter traf und jemand eine Platte [Essen] oder eine Flasche Wein oder Mineral mitbrachte und man sass zusammen und plauderte.

Wohnen in der “chinesischen Mauer”

Ja, wir haben hier im Keller unten... es war ursprünglich geplant als Musikzimmer vom Architekt, von Herrn Robert Schmid...
Das wurde aber nicht genutzt als Musikzimmer...
dann hat man das Gesuch gestellt, dass man das Musikzimmer nutzen kann als Kolonielokal, wo man Feste machen konnte, das kann man auch heute nutzen und mieten...
Wir haben eine Dachterasse, wo jetzt leider manchmal ein bisschen tote Hose ist. Es hat Junge, die nutzen sie jetzt hauptsächlich zum Pokern, aber dort oben fanden in früheren Jahren Riesenfeste statt. Und manchmal eben auch sehr spontane Feste, da hiess es: komm, wir gehen grillieren. Was hast du noch zu Hause, ich bringe den Salat, ich habe noch das Fleisch und so weiter, also ganz eine spontane Sache.
Aber es ist schon so, als wir eingezogen sind, hatte es massenhaft Kinder hier und wir Eltern, wir trafen uns dann jeweils und man war auch initiativ. Auf dieser Wiese unten hatte es zum Beispiel keinen Tisch, da hatte man dann auch von dieser Koloniekommission in Fronarbeit Tische hingestellt zu diesen Bänken und dann gab es dort so einen Treff, da ging man abends im Sommer oft hinunter. Es gab eine “Bänkli-Präsidenten”...
M: ...Boccia gespielt, Federball gespielt. Es war ein Riesengemeinschaft...
C: 76/77 kamen natürlich Familien mit kleinen Kindern oder haben dann hier noch Kinder gekriegt. Es sind junge Paare eingezogen und hatten nachher Kinder. Bis die dann gross waren, ist man in diesen Wohnungen geblieben und jetzt so nach 30 Jahren gibt es einen Generationenwechsel innerhalb vom Haus und deshalb hat es jetzt wieder Gott sei dank mehr kleine Kinder. Es lebt.
W: Ja, es hat viele Babys... wenn die dann ins Kindergartenalter kommen, fängt es dann auch wieder richtig an zu leben. Es könnte wieder ein bisschen ähnlich sein wie früher. Ich glaube, so wie in den 70ern, das war halt auch noch eine andere Zeit, ich glaube so wird es nicht mehr kommen, so dieses Gemeinschaftliche.
M: ... und ich denke, die Konstellation muss auch stimmen, so dass die Leute, die zusammen sind sich auch auf einer Ebene verstehen.
W: Ich hatte eine schöne Kindheit hier, vom Quartier selbst her, die Freiheiten, die man hatte mit der grossen Grünanlage und Schulhaus gleich hier, Kindergarten gleich hier, sie müssen nicht über die Strasse. Es ist alles ein bisschen... Vorher war ich im Kreis 5, dort mit diesen vielen Strassen...
...und hier hat man noch die Werdinsel im Sommer, kannst baden gehen, du hast die Sportplätze dort unten...
...auf dem Dorfplatz quasi, dort hat es ja auch noch einen grossen Brunnen, dort haben sich auch jeweils die ganzen Kinderscharen getroffen zum Baden und... im Winter bei allen Hügeln zum Schlitten oder Ski fahren.

Wohnen “wie im Dorf”

Langsam habe ich das Gefühl, gewinnt das Quartier wieder an Wert, es sind sehr viele Leute eingezogen, die ohne Vorurteile gekommen sind und das merkt man, die können das auch nicht begreifen, dass das Quartier einen schlechten Ruf hat, von früher her, von der Bändlistrasse her ...die Bändlibande...
Durch die besondere Lage der Grünau, auf der einen Seite die Limmat, auf der anderen Seite die Autobahn... von Anfang hat man versucht, eine Verbindung zu finden zu Altstetten, man hat Pläne gemacht zur Überdeckung und so weiter. Es gab früher noch zwei Gemeinderäte, die hier im Quartier wohnten. Die machten sich stark, aber das wurde alles ein bisschen unter den Tisch gewischt und dadurch hat es eigentlich schon ein bisschen einen Dorfcharakter behalten, durch diese Abgeschiedenheit.
Nachteil war vielleicht manchmal die Versorgungssituation, man hatte zwar eine Post, man hatte einen Konsum, ein Restaurant, und jetzt mit der Zeit ist das auch noch ein bisschen... mit der Reorganisation der Post haben wir die Post verloren, der Konsum ging, Coop war mal noch, der Migros-Wagen kam nicht mehr. Es hat diese Migros gegeben und eben das Zentrum, das man geplant hatte in dieser neuen Siedlung, das ist jetzt eigentlich auch nicht mehr so ein Zentrum, eben durch die neue Einkaufssituation. Aber es hat eigentlich immer noch so ein bisschen einen Dorfcharakter. Rein von den Leuten her, von der Zusammengehörigkeit her auch. Man bemüht sich eigentlich auch darum, es hat ja einen Quartierverein hier, die bemühen sich für die alteingesessene Bevölkerung, aber eben auch für die, die jetzt neu gekommen sind, um es allen richtig zu machen, um sie stark zu machen. Die haben sich ja auch stark gemacht für diese Passerelle, dass doch die Verbindung nach Altstetten ein bisschen besser wird, dass man nicht immer unten durch muss.

Qualitäten aus persönlicher Sicht

Auch wenn es als Mauer erscheint, für mich stimmte es trotzdem, weil es ein Schutz ist für die Kinder und die Bewohner.
Für mich stimmte es, als junge Familienmutter hier zu wohnen und für mich stimmt es auch jetzt noch, hier zu wohnen. Nicht zuletzt, weil ich immer noch hier im Quartier arbeite und jetzt natürlich auch, dass die Tochter wieder hier ist, dass sie die Situation auch haben kann, dass sie die Oma in der Nähe hat und ich habe meine Enkelkinder hier in Nähe, für mich stimmt es von daher eben auch.

Daheim sein

Ich bin eigentlich schon zu Hause, wenn ich noch an der Arbeit bin und einkaufen tu ich oft auch in der Siedlung. Ich gehe nicht mehr so viel raus zum Einkaufen, seit ich alleine wohne. Dadurch ist man eigentlich fast immer zu Hause, aber ich muss sagen, ich hatte also noch nie das Gefühl, wenn ich nach Hause kam von den Ferien oder von irgendwo sonst von der Stadt vom Einkaufen: oh, muss ich da unten wohnen, sondern ich habe mich eigentlich immer gefreut. Ich habe mich immer wohl gefühlt, wenn ich wieder in die Siedlung zurückgekommen bin.
M: Ich bin nicht so ein Stadtmensch, ich gehe nicht sehr gerne in die Stadt und wenn ich von der Stadt komme und es kommt Hardhof, denke ich: ah, Gott sei Dank. Es ist für einfach ländlich hier und das finde ich halt schon schön. Das gefällt mir und ist für mich ein Zuhause.

Transkription Wohnungsrundgang Frau C., W. und M.

Intro

C: Das ist sehr schön, jetzt sieht man gut, dass da drüben die Werdinsel ist...

Wohnraum

Und das ist auch der Lieblingsplatz am Abend, dann sitze ich auf dem Sofa, schaue fern oder lese, ist auch der Lieblingsplatz, wenn meine Enkel zu Besuch kommen...
Ich habe auch die Vorhänge nie zu, das lasse ich immer offen, weil ich gern rausschaue. Im Sommer habe ich offen, wenn ich zu Hause bin. Ich habe aber zu, wenn ich fort bin und verriegle, weil da drüben ein öffentlicher Raum ist und man hier eigentlich herübersteigen könnte. Aus Sicherheitsgründen habe ich da dann jeweils zu. Was ich aber nie zu habe, sind die Rollläden, denn ich brauche das Licht und ich muss rausschauen können und muss jederzeit rauskönnen. Ich will mich nicht eingesperrt fühlen.
Und mein Lieblingsmöbel ist eben hier dieser Almerschrank.
Diese zwei Möbelstücke und der Tisch sind es, die ich optimal in der Wohnung stellen wollte. Darum hat man eben dort auch diese Wand herausgeschlagen. Einerseits, dass der Tisch einen optimalen Platz bekommt und zur Geltung kommt und andererseits eben auch, dass es mehr Luft gibt in der Wohnung.

Bad / WC / Dusche

Für unsere Wohnung ist dies die hinterste Ecke, in der wir nur sind, um ins Schlafzimmer zu gehen oder die Kinder gehen in Dusche oder Bad, sonst brauchen wir die Ecke für nichts.
Im ehemaligen Haus war das die vorderste Ecke, das war die Eingangstür in eine von diesen Dreizimmerwohnungen, die es hier hatte. Diese Tür machen wir nie auf und nie zu. Ich kann nicht einmal den Schlüssel im Schloss drehen, habe ich festgestellt, denn es geht nicht, ich kann das Schloss nicht öffnen.
Wir haben die beiden Toilettenräume, die es hat, aufgeteilt. Hier der kleinere mit der Dusche und dem WC, der gehört den beiden Kindern. Sie haben hier ihren Toilettenraum.
Das ist der Vorteil, dass es schön hell ist und es ist natürlich der Nachteil, dass man das Gefühl hat, man muss es zumachen, wenn man drin ist. Darum hat es einen durchsichtigen Vorhang. Das ist das ehemalige Küchenfenster von der einen Wohnung, darum ist es so ein grosses Fenster.
...mal kurz eine Mail schreiben, das mach ich hier, nehme einen Stuhl her, der Drucker ist unten drin. Das genügt mir so.
Wenn ich mehr arbeiten muss, dann nehme ich den Laptop auf den Tisch und breite mich dort aus und arbeite dort.

Schlafzimmer

Mein Lieblingsplatz nachts natürlich, ganz klar.
Wir hatten bis jetzt immer ein Wohnschlafzimmer, wir hatten nie ein reines Schlafzimmer nur so, wir hatten immer noch einen Arbeitsplatz dazu ...
...meine Patentante hatte da vorne ein Pult, wo sie schneidern konnte und am Fenster neben dem Bett die Nähmaschine.
MG: Sind eigentlich ihre Kundinnen hier in die Wohnung gekommen?
Die sind hier hereingekommen, ja, haben hier die Röcke anprobiert... das war nachher auch bei meiner Mutter so, die war auch Damenschneiderin.
Meine Eltern wohnten zu zweit und hatten hier ein Bett, die Kommode dazwischen und an dieser Stelle ein Bett und dort den Schrank, dort hatte sie die Nähmaschine und wenn sie etwas zuschneiden wollte, machte sie dies auf dem Küchentisch.
... zum schlafen... lass ich dann die Rollläden runter, denn sonst sieht man eben durch, durch die Wohnung hindurch. Dass man dann doch ein bisschen für sich sein kann.

Dusche / WC

...damit meine Eltern noch duschen konnten, weil sie nicht mehr in die Badewanne steigen konnten, hat man dann hier diese Dusche gemacht mit der Schiebetür ...für mich stimmt es eben jetzt, weil ich hier auch meine Waschküche habe, da kann ich hier meine Waschmaschine gleich in die Duschwanne stellen. Und sollte mal etwas rinnen, kann nichts passieren, und weil es dann auch gleich ablaufen kann.

Küche / Essbereich

...hier, wo ich jetzt einen Geschirrschrank habe, war vorher ein Putzschrank. Das wollte ich nicht mehr. Ich habe ein bisschen mehr Geschirr als meine Eltern. Und sonst war die Einteilung eigentlich fast gleich, es hatte diesen Auszugsschrank nicht, der ist jetzt auch neu.
Es ist einfach moderner jetzt, aber sonst ist die Küche vom Grundriss her gleich geblieben.
Der Morgenplatz ist für mich dieser hier. Hier sehe ich ein bisschen nach hinten in die Küche, ob die Kaffeemaschine aufgeheizt ist oder so.
Meine Eltern hatten hier an dieser Trennwand den Arbeitsplatz. Sie hatten hier ein Pult, wo der Vater Zahlungen machte oder die Zeitung las hat er auch gerne hier. Und hier hatten sie Schuhmöbel hingestellt. Meine Patentante hatte zusätzlich hier zum Trennen ein Büchergestell, das aber von beiden Seiten sichtbar war ...so ein loses mit diesen Stangen, diesen Rohren.

Balkon

...wenn wir zu zweit sind, können wir hier so sitzen., und wenn mal noch jemand dazu kommt, kann man hier noch ausklappen, und einen Ständer einstecken. Dann kann man knapp zu viert sitzen, dann geht es.
Das war die grösste Umstellung für mich, weil wir oben eine 28 m2 grosse gedeckte Terrasse hatten, da konnte man Riesenfeste machen und grillieren ...aber ich habe sie ja nicht verloren, dadurch, dass die Tochter jetzt dort wohnt, kann man das immer noch machen.

Rundgang durchs Haus

Der Architekt selber, der hatte das geplant als Begegnungsort, als Jass-Ecke und so, aber dafür wäre es nicht geeignet, es zieht viel zu stark. Da hätte man die Jasskarten immer festnageln müssen.
NB: Und als was wird es jetzt gebraucht?
Als Trocknungsräume zu den Waschküchen im dritten Stock.
Das ist die Waschküche im 7. Geschoss
Finden sie einen Vorteil, dass die Waschküchen am Tageslicht sind und nicht im Keller?
Eigentlich schon ...und da sind die Trockenräume zu den Waschküchen.
Hier kann man sich eintragen, wenn man die Terrasse nutzen möchte.
Hier ist die Grillstelle, wo die Feste stattfanden.
M: Das fand ich immer günstig, hier konnte man die Kinderwagen jeweils hinstellen
Ich wohne in diesem Treppenhaus, das hat keinen Lift.
Und das ist jetzt das Kolonielokal. Das kann man eben mieten ...das hat man dann umfunktioniert in ein Kolonielokal, wo man dann Chlausabend oder Familienfeste feiern kann... es hat alles hier: Geschirr, Kaffeemaschine, Kühlschrank, Kochherd.
Wird das oft gebraucht?
Ich denke schon, ja.
Dann kann man hier hochgehen in den Hof. “

Grundriss

Lage

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