Wohnüberbauung Grünau /// Gemeinschaftsidee im Grossformat

Transkription Interview Herr M.

Der erste Eindruck

[MG: Was war denn Ihr erster Eindruck, als Sie hier die Siedlung zum ersten Mal gesehen haben?]
M: Ein Betonlabyrinth.
Nur Beton, Eingang suchen, wie Sie den Eingang gesucht haben. Das war der erste Eindruck. Danach hat man gesagt, es ist natürlich schön hier. Einfach. Wenn man irgendwo hin muss… ich bin in zwei Minuten an der Bushaltestelle, in weiteren drei Minuten, wenn er da ist, in Altstetten. Ich habe die Tram, zwei Buslinien. Wenn ich zu Fuss nach Altstetten gehe, bin ich in sechs, sieben Minuten auf dem Bahnhof. Ich bin in drei Minuten mit dem Auto auf der Autobahn. Kein Fluglärm, kein Autolärm, was man ab und zu hört ist die Bahn … und die Kinder natürlich, diesen Lärm hat man!

“Praktisch” Wohnen

Was ist der Grund, wieso Sie damals hierhergezogen sind in die Siedlung? Wissen Sie das noch?
Ja. Ich habe die Kündigung bekommen.
Hier war es dann natürlich auch für die Tochter praktisch, da drüben ist die Schule, auch der Hort, weil die Frau auch gearbeitet hat. Alles ist beieinander.
Das ist ja die zweite Wohnung in diesem Haus, wir sind intern mal umgezogen. Vorher musste man direkt vom Wohnzimmer in die Zimmer, jetzt gibt es noch einen Vorraum den man abschliessen kann, das ist auch sehr praktisch. Das ist der Grund, weshalb wir diese Wohnung genommen haben und, eben, die geschlossene Küche.
Und ich muss keine Treppe hochgehen, bin vom Lift gleich in der Wohnung, jetzt kann ich noch hochsteigen, aber in 10 Jahren vielleicht nicht mehr so gut… mit dem Lift bin ich sofort im Keller, bin schnell beim Auto … ist eine praktische Wohnung diesbezüglich.
Haben Sie Zimmer getauscht?
Immer gleich, ausser als wir die Wohnung gewechselt haben, mit den Buben… zuerst war natürlich die Tochter noch da. Als die Tochter ging, da hat man dann mal getauscht, indem dann ein Bub das andere Zimmer bekam.
Wer benutzt welche Räume hier in der Wohnung?
Das Wohnzimmer, da sind die Jungs da. Wenn wir nicht da sind, dann ist Rambazamba. Die Frau und ich spielen noch Theater und im Winter sind sie natürlich noch viel hier mit den Kollegen. Wenn wir weg sind, dann sind sie ungestört und benutzen die Küche und das Wohnzimmer.
Wer benutzt dann die Räume öfter.
Wir am meisten, ich und meine Frau. Die jüngsten kommen essen und dann gehen sie wieder, sind im Zimmer hinten. Die wollen nicht das am Fernsehen schauen, was wir schauen. Hat jeder einen eigenen Fernseher. Dann können sie schalten und walten, wie sie wollen.
Gibt es einen Raum, der für Sie der wichtigste ist hier in der Wohnung?
Ich denke, die Küche. Da ist man immer zusammen. Da kommen auch die Enkelkinder und man sitzt da. Es ist sicher auch das Wohnzimmer, aber im Wohnzimmer schaltet man noch schnell mal den Fernseher ein und lässt sich ablenken, aber hier kann man miteinander sprechen, also hier in der Küche.
Haben alle Platz in der Küche?
Ja, man kann den Tisch noch ausziehen. Da waren schon 20 Leute, das ist kein Problem.
Haben Sie einen Lieblingsplatz in der Wohnung?
Hier. Wenn wir Besuch haben, sitze ich viel hier.
Ich sehe alles hier, aus dem Fenster. Ich sehe alles.

Wohnen im “Betonlabyrinth”

Früher war der Hausgeist schon noch ein bisschen besser. Wir hatten ja viele Feste. Es hatte auch mehr Schweizer. Die Ausländer haben ein bisschen weniger Interesse, Kontakt zu haben. Dadurch hat sich das ein bisschen ausgelebt. Früher hatten wir hier Hausfeste, das hat am Freitag Abend angefangen bis am Sonntag Mittag. Immer am Genossenschaftstag. Dann hatten wir noch Musik, die gespielt hat und das ist jetzt nicht mehr.

Wohnen im “Ghetto” Grünau

[Wie ist das eigentlich, wenn Sie sagen, Sie wohnen in der Grünau, wie reagieren dann die Leute?]
Also im Geschäft sagen sie noch oft: der wohnt im Ghetto. Was hast du mit dem Ghetto zu tun? Wir sind kein Ghetto in dem Sinn, es hat sicher… wo so viele Leute aufeinander stossen, da gibt es Probleme.
Dort, wo meine Frau herkommt, das ist ein kleines Dorf von ca. 1000 Einwohnern, auch dort gibt es Probleme, nicht nur in der Grünau, nur haben wir 10'000 Einwohner.
Im grossen Ganzen ist es schön hier zu wohnen.
Was man machen müsste, ist mal das Hallengeschoss zu streichen, denn wie gesagt, wenn es an einem Ort ein Hakenkreuz hat, hat es bald an einem andern Ort auch eines… wenn es immer wieder überstrichen wird, dann wird es sicher mal Ruhe geben.

Qualitäten aus persönlicher Sicht

Das Betonlabyrinth… beschreiben Sie das heute auch noch so?
Nein, ich beschreibe es jetzt eigentlich mehr als Grünau. Wo haben Sie so viel Grün, wenn Sie die Tür öffnen. Da draussen ist alles grün, da links raus, in zwei Minuten bin ich an der Limmat, habe sogar ein Naturschutzgebiet.
Man ist wirklich mittendrin, man hat alles hier. Nur der Ruf ist manchmal nicht der Beste von der Grünau, das haben Sie sicher auch gehört.
Gibt es etwas, was Ihnen Mühe macht an der Wohnung?
Nein. Ja. An der Wohnung selber nicht, einfach die Umgebung. Man sollte mal sanieren. Die Fenster sind natürlich alt. Das ist das Problem. Es zieht überall rein.

Qualitäten aus persönlicher Sicht

[Die nächste Frage geht eher um das Gefühl des Daheimseins. Wenn Sie überlegen, Sie kommen heim von der Arbeit oder vom Einkaufen, ab wann ist der Moment da, dass Sie sagen: jetzt bin ich daheim? Wann beginnt das?]
Wann? Sobald ich die Schuhe abgezogen habe.
Also in der Wohnung?
Ja. Sobald ich sitzen kann, dann bin ich daheim und das Telefon nicht läutet und ich zu einer Reparatur gerufen werde.

Transkription Wohnungsrundgang Herr M.

Intro

M: Es gibt Bilder von früher, da war alles Sumpf, bevor die Grünau gebaut wurde.

Balkon

Von hier hat man den Überblick, man sieht die Kinder immer.
Die Sträucher dort habe ich selber gepflanzt vor bald 20 Jahren, die sind jetzt riesengross geworden, das gibt im Sommer natürlich Schatten.
Dort hinten im 3. Stock sind [zusätzliche] Trockenräume, aber die sind nicht praktisch, wenn die Waschküche da oben [im 7. Obergeschoss] ist, dann muss man bis dort nach hinten gehen, dazu noch zwei, drei Türen öffnen.
Ein paar Hausfrauen hatten diese Idee, die Verwaltung hat ihnen den Wunsch erfüllt, aber niemand macht Gebrauch davon.

Küche

Wenn man hier draussen sitzt und Ruhe haben möchte, kann man die Tür zu machen und dann ist zu, dann stinkt es auch nicht vom Kochen draussen. Wir haben zwar einen Dampfabzug. So ist wirklich die Küche ein Raum für sich, das Wohnzimmer ist ein Raum für sich, der Korridor ist wieder ein Raum für sich, Bad, WC, man kann jeden Raum schliessen.
Den Geschirrspühler haben wir selbst installiert.
M: Ich finde es ein bisschen problematisch, wenn Besuch da ist, es stört, wenn man die Unordnung in der Küche sieht, das schmutzige Geschirr, das ärgert ein bisschen
MG: Und die Schränke, reichen die vom Stauraum her für Ihren Haushalt oder haben Sie eigentlich zu wenig Platz?
Platz hat man immer zu wenig. Wenn sie zwanzig Jahre verheiratet sind, der bringt was, dieser bringt was, das alte wirft man nicht fort.
Natürlich hätte ich gerne einen Herd der mitten im Raum steht und ich kann rundherum kochen, aber das bekommen sie für diesen Mietzins nicht. …so eine Kochinsel…

Korridor

Das ist eigentlich der Korridor. Für mich ist das der Korridor, wo WC, Bad, Zimmer sind. Wenn man Besuch hat oder so, kann man diese Tür so anlehnen. Sie muss ja nicht zu sein. So kann man ungestört aufs WC gehen.
Dann kann man hier arbeiten. Das ist noch praktisch. Der Anschluss ist auch hier, Fernsehanschluss und Internetanschluss und Telefonanschluss, alles hier.

Wohnzimmer

Wenn wir alleine hier sind, liege ich hier auf dem roten Sofa und die Frau auf dem weissen Sofa.
Die Holzwand war auch schon drin?
Die war drin, die hat unser Vorgänger reingemacht.
Und der Parkett war immer der gleiche.
Immer der gleiche. Der sieht natürlich auch… der ist auch 30 Jahre alt. Der war schon nicht mehr neu, als wir reingekommen sind. Den müsste man schleifen und machen und tun.
Da hatte es eine Vorhangschiene, um eine Vorhang zu ziehen, das sieht aber nicht gut aus.
Zuerst wollten wir eine Wohnwand einbauen, eine runde… doch ich weigerte mich… und wir einigten uns auf diesen Tisch… mit TV — und Internetanschluss
Vom Wohnzimmer hört man, wenn wer oben oder unten nach Hause kommt…
War das nie ein Problem?
Nein, für mich nicht, die unten sind nicht leise, die oben auch nicht und wir sind auch laut, dann passt das wunderbar zusammen.

Korridor / Vorraum

Von hier geht man gleich in die Küche. Dann geht es hier geradeaus weiter, das ist der Vorraum oder Korridor, wie Sie wollen. Das sind die tabuen Kinderzimmer. Steht ja: Spurensicherung, gesperrt.
Sind die zwei Zimmer gleich gross?
Ungefähr, das eine ist etwas grösser, ca. 1 m2
Das ist unser Tiefkühler, den wir viel brauchen. Es hat im Keller einen Tiefkühler und einen Kühlschrank mit grossem Gefrierfach, dann diesen und den in der Küche und noch einen in der Werkstatt

WC und Bad

Das ist das kleine WC
Dann ist hier das Bad. Auch nicht sehr gross. Die Waschmaschine ist einfach, weil wir nur alle zwei Wochen waschen konnten, da haben wir die gekauft, vor allem hat man sie gebraucht, als die Kinder noch klein waren.
Praktisch ist, dass man hier zuschliessen kann. Vorallem, wenn die Jungs nach Hause kommen, dann müsse sie sich nicht zeigen, wenn sie duschen wollen, da können sie ungestört aufs WC. In anderen Wohnungen müssen sie durch das Wohnzimmer gehen, das finde ich nicht so praktisch.

Schlafzimmer

Hier ist das Schlafzimmer. Hier bügelt die Frau auch noch.
Was ist unter dem Teppich? Parkett?
Nein. Linoleum. Sonst hätten wir keinen Teppich drin. Aber den Teppich haben wir vom Vorgänger übernommen. Die Linoleumböden sind nicht mehr schön.
Wie alt sind die?
Dreissig Jahre. Das Haus ist etwa dreissig. Und die Böden sind zum Teil sehr hässlich.
Es gibt solche, die auch Parkett haben, aber die haben das selber gemacht. Zum Teil wollten die Leute einen Parkett, dann müssen sie einfach mehr Miete bezahlen. Ich weiss nicht, wieviel es mehr kostet.
Das Fenster muss ich offen haben, sonst ersticke ich da drin.
Aber eben, das ist die Sika da drüben. Die kann manchmal schon nervig sein.
Dort beim Fussgängerstreifen ist der Kanal, dann die Limmat, mit Schwimmbad und allem.
Es ist wirklich praktisch zum Wohnen, man braucht gar kein Auto, man ist überall schnell mit Bus und Bahn
Wie oft fahren sie in die Stadt?
Fast nie!

Rundgang durchs Haus — “Grümpelkammer”

Unser Räumchen. Ich sage ihm Grümpelkammer.
Davon gibt es 15 im Haus?
Ich glaube 12 oder 15 Stück. Ich kann es Ihnen nicht genau sagen. Um die 15 Stück gibt es schon.
AJ: Die sind heiss begehrt.
Die sind schon begehrt, vor allem diejenigen haben sie am liebsten, die gleich vis-à-vis wohnen.
Diese Ware, ein kleiner Flachbildschirm, man denkt, vielleicht braucht man ihn wiedermal. Den würde man gescheiter gleich von Anfang an wegwerfen.
Ursprünglich war das der dritte Fahrstuhlschacht?
Ich denke, dass das für einen Liftschacht gedacht ist. Wenn man das anschaut... sicher Liftschächte. Ich nehme es an.

Hauseingang

Das sind rund 55 Wohnungen, das ist für viele verwirrend.

Grundriss

Lage

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